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Gschichtle von früher



Gschichtle 105:
"Ein Mann für alle Fälle
-  Ludwig Schindler"
 von Hubert Ganter
(19.9.09)


Um es gleich vorweg zu sagen, dieses Gschichtle hat nichts zu tun mit der interessanten Serie von Elvi über Bühlertäler Bürger.
Es entstand ganz einfach aus der Erinnerung an einen sehr fleißigen und beliebten Nachbar und wurde im Grunde von Martin angeregt, da er, wie auch ich, sich sehr gern an Ludwig erinnert und an vielen Beispielen darlegen kann, in welcher Weise, auf welche Art Ludwig stets zur Stelle war wenn es galt, ein Problem zu lösen oder auf irgendeine Weise seinen Nachbarn ein großer Helfer zu sein.


Emilie und Ludwig Schindler

Wo soll ich anfangen, wo aufhören?
Seine Einsätze als "Nothelfer" waren so vielfältig, dass ich hier nur eine kleine Auswahl treffen kann. Im Übrigen weiß ich natürlich auch nicht von allen "Einsätzen". So wusste ich z.B. bis zum heutigen Tag nichts von seiner "Erfindung", um Emilie und Karin beim Einsetzen der Kommunionkerzen in die Metallständer die Arbeit zu erleichtern. Es ging darum, dass die Kerzen genau senkrecht, naturgemäß mit flüssigem Wachs, in die Kerzenhalter eingegossen werden mussten.

Ludwig hatte eine Idee und setzte sie gleich um (siehe Gschichtle Nr.12), und Emilie und Karin und Martins Mutter waren mit der Arbeit in der halben Zeit fertig! - aber nicht mit den Nerven!.
Wenn Konrad ein Problem hatte, eine bestimmte Flasche Wein aus dem Keller zu holen  -  vielleicht lag es auch daran, dass es die zweite war  -  und das Suchen schwierig war, dann hatte Ludwig die passende Lösung und er baute eine Weinregal zur besseren Übersicht. Fertig!
Das war im Keller.
Und im Speicher?
Da war zwar kein Problem mit der "Übersicht", aber die "Einsicht", etwas gegen den Holzbock zu tun, kam noch rechtzeitig. Und wer wohl hat diesem Schädling den Kampf angesagt?
Natürlich Ludwig.

Ludwig Schindler beim Ausflug mit Familie Ganter in den 50ern

Da "Klein-Martin" sehr gerne mit der Modell-Eisenbahn spielte ergab sich wieder eine Situation, die es zu "entschärfen" galt. Immer wieder den Boden saugen  -  saugen- wozu? Warum die Anlage abbauen und wieder aufbauen?
Also wurde die ganze Anlage auf einer Platte montiert, Martin konnte jederzeit damit spielen und die Mutter konnte nach Herzenslust darunter den Staub suchen und saugen.
Und wer ...?
Natürlich Ludwig.

Nun ein Haus weiter zu "Gonders"
Ich bekam den Auftrag, den alten Holzschopf abzureißen, das Fundament ein bisschen zu vergrößern und  -  natürlich mit Hilfe von Ludwig  -einen neuen Schopf zu bauen.

Walter und Hubert Ganter Frühjahr 1965 - ein Vierteljahr vor dem viel zu frühen Tod von Walter. Man ließ Walter mit nur 39 !!! Jahren an einer Blinddarmentzündung sterben !

Schon im Frühjahr 1965 war ich eifrig bei der Arbeit und habe alles vorbereitet.
Die ganzen Arbeiten wie das fachmännische Ablängen der Kanthölzer, das Verbinden der Hölzer und das Aufbauen des Schopfes übernahm Ludwig.

 

Ein anderes Beispiel noch zeigt seine Hilfsbereitschaft, war er doch auch ohne jeglichen "Auftrag" stets zur Stelle.
Ich wollte ein paar starke Kanthölzer laienhaft miteinander verbinden, um für meine Arbeiten eine feste Unterlage, sprich Werkbank, zu haben.

Ludwig Schindler mit Chef Erich Schmidt und Otto Oberle

Als Ludwig meinen "Versuch" sah, nahm er die Hölzer kurzerhand mit zu Schmidtpeters, ließ sie durch die Hobelmaschine, verleimte sie fachmännisch und brachte sie mit der großen Kappsäge auf die richtige Länge.
Das war Ludwig!
Ich ließ noch bei einem Schlosser eine alte Fotopresse durchsägen, um sie an der Werkbank als ständige Schraubzwinge zur Verfügung zu haben.
Es gibt sie heute noch!
Sie steht bei Lothar in der Gartenhütte und wird gelegentlich noch gebraucht.

Die alte Werkbank in der Hütte von Lothar heute

Anm.: Sein Sohn hat an dieser Werkbank u.a. einen großen, sechseckigen Tisch und die dazu passenden Stühle gefertigt.

Meine letzte Begegnung mit Ludwig liegt schon lange zurück, aber ich erinnere mich noch genau an unser Gespräch auf dem Neusträssel. Es war nicht mehr dieser Ludwig, wie ich ihn erlebt habe. Er äußerte sich sehr negativ über das Alter, von dem andere so gerne sagen "noch ein paar schöne Jahre". Davon, meinte er, kann keine Rede sein!


Emilie Weck, Ludwig Schindler  mit Stumpen !!, Emilie Schindler
Söhne Heinz und Günter

Anhang
Ich habe mir, auch mit Rücksprache mit Martin, lange überlegt, ob ich die folgenden Zeilen schreiben soll.


Haus Schindler und Reithe Schmiede in Der Hauptstraße im Eichwald.

Anfang der 40er Jahre spielte sich in der Familie Schindler eine Tragödie ab.
Ihr Kind fiel in einem unbedachten Augenblick in den Kanal, der direkt am Haus Schindler vorbei zum Wasserrad von Reithe-Schmieds verläuft. Das bewegliche, schmale Endstück des Kanals war vom Wasserrad weg auf den Bach gerichtet und das Kind stürzte metertief hinunter direkt auf einen Stein.
Ich stand zum ersten Mal in meinem Leben vor einem Sarg, dazu war er noch klein und weiß!


Haus Schindler mit Blick zur früheren Reitheschmiede heute


Reithe Schmiede kurz vor dem Umbau in den 80ern
Links unten endete Kanal und befand sich das Wasserad.

Wenige Meter daneben hätte das auch meinem Bruder Lothar passieren können!
Er stand auf der Eichwaldbrücke, als ein Langholzwagen von der Eichwaldstrasse in die Hauptstrasse einbog. Er wich zwar immer weiter aus, stand schließlich auf einem der großen Randsteine, bis ihn ein langer Baumstamm erfasste und in den Bach schleuderte. Zum Glück landete er im Wasser und nicht auf einem der zahlreichen großen Steine im Bachbett.

Blick zur Eichwaldbrücke
 

Vielen Dank an Hubert !



Gschichtle 106:
"Einkäufe und Besorgungen  - Kontrastprogramm zu heute"
 von Hubert Ganter
(26.9.09)
 
 

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