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Gschichtle von früher



Gschichtle 107:
"Ge  -  wie Gedankensplitter  - Teil IV "
 von Hubert Ganter
(10.10.09)


Zugegeben, eine kleine Wortspielerei, aber mit Sicherheit nicht ohne Sinn und Zweck.
Es macht mir einfach Spaß - und vielleicht auch den "Samstag-Nachmittag-Lesern " meiner Erzählungen, einige Erinnerungen einmal auf eine recht ungewöhnliche Art niederzuschreiben.
Wie schon einmal dargelegt, ergeben all diese kleinen Splitter insgesamt ein plastisches Bild und man kann sich   -  so man überhaupt noch will  - die Umstände vorstellen, unter denen eine ganze Generation groß geworden ist ohne all den Aufwand, den man sich heute, Gott sei Dank, auch leisten kann und der nicht mehr wegzudenken ist.
Alles OK!

Gerührt, nicht geschüttelt
Allen gut bekannt, hier umgemünzt auf mich:
Bin beim Zurückblicken auch schon mal gerührt, aber nicht mehr geschüttelt ob der sehr großen Einschränkungen in meiner Kinder -und Jugendzeit.

Genagelt

Die Schuhe waren zum Schutz gegen zu starkes Ablaufen regelrecht genagelt (vgl. Nagelschuhe /kann Schuhnägel essen). Diese speziellen Nägel hatten zwei besondere Eigenschaften:
1. ständiges Herausfallen
2. grundsätzlich so zu liegen zu kommen, dass die Spitze nach oben zeigt
Das Fahrradfahren war dementsprechend "aufregend", falls man überhaupt "Luftreifen" statt Kompressorschläuche hatte.

Geschmiert

Die Winterschuhe, falls vorhanden, wurden mit einer "Schmiere", ähnlich der damals verwendeten "Wagenschmiere" gegen Wasser eingefettet.

Gefettet
Lederhosen müssen etwas gefettet sein, ganz neu eher peinlich. Mit meinem ersten Lohn (Ferienarbeit in der AVOG) kaufte ich mir eine Lederhose und eine Aktentasche aus echtem Leder!

Hubert und Bruno im Lederhosenoutfit

Gestrickt
Zum Einzug ins Internat (alle Wäschestücke gekennzeichnet) bekam ich eine "langjährige und zeitlose" Weste, nach baldigem Bedarf wurde am Ärmel ein Stück angestrickt.

Ob bei Egon wohl auch "angestrickt" wurde ?

Geändert
Geändert wurden durch Bruno und mich die "Badehosen", die für uns aus Hemdenstoff angefertigt wurden (Gschichtle Nr.44 )

Am Stauwehr in der Wiedenbach

Gebügelt
Die Hose aus Gabardine-Stoff war bald glänzend. Gegenmittel: Ausbürsten mit etwas Kaffeesatz (siehe u.)

Gereinigt
Sensationelle Kunde: in Bühl kann man die Hose reinigen lassen, sieht dann wieder wie neu aus. Tatsächlich eine große Errungenschaft (Fa.Barth in der Wiedigstrasse).

Geröstet
Kaffee u.U. aus Eicheln. geschwärzt mit Zichorie, später Kathreiners-Kaffee-Ersatz.

 

Gefärbt
Hemdenstoff, Blouson etc., falls überhaupt zu bekommen, umgefärbt von SA-braun in einen unpolitischen Farbton und damit verwendbar.

Gewogen
Die ersten Skischuhe (Werkstatt im Gasthaus Buchkopf, später Eisental) waren sehr grob und schwer. Das Gewicht war etwas wie ein Statussymbol! Deswegen wurden die Schuhe auch schon mal gewogen und verglichen!

Skitag am Buchkopf


 

Gekratzt
Gekratzt haben die selbst gestrickten Strümpfe aus billigster Wolle (Gschichtle Nr.68 )

Kratzstrümpfe ??

Gefeiert
Gefeiert wurden die Geburtstage nicht, womit auch. Auch nicht später im Internat. Aber in allerbester Erinnerung bis heute: Geburtstag bei Geiselhardts im Haus Schindler (Dieter). Es gab Buttercremetorte mit Weinsoße !!! Dass ich so etwas noch heute weiß und auch bereit bin zu schreiben spricht Bände!
Ich erinnere mich auch noch an den Geburtstag von Hubert Morgentaler, und zwar deshalb, weil sich seine Mutter die Zeit genommen hat, sich zu uns zu setzen !!

Geknotet
Zusammengeknotet wurden die Schnürsenkel, soweit noch vorhanden, ansonsten behalf man sich mit Schnur oder zusammengedrehtem Bindfaden.

Gut geknotet zur Einschulung: Reinhold Karcher

Gespielt
Der beste Spielplatz war die Strasse oder der Wald (eigenes Gschichtle). Die Kinder heute können uns allerdings darum beneiden, wir hatten "Spielplätze" ohne Anfang und Ende.

Gespielt wurde im Eichwald im Hof und auf der Straße
Von oben: die Schwestern Sieglinde und Irmgard, dazwischen Karin Weck,
Hanna Günth und Renate Schmidt (Tochter von Walter Schmidt) - etwa 1943

Geschafft
Geschafft haben es ganze Generationen, aus dem Wenigen, was ihnen zur Verfügung stand, das Beste zu machen. Sie waren erfolgreich und in vielen Disziplinen sind sie für die heutige Zeit ein Vorbild.
Der "Überlebenskampf" hat sich heute auf ganz andere Felder verlagert und ich wollte auf gar keinen Fall mit den heutigen Verhältnissen tauschen.
Diese Gedanken zu Papier zu bringen habe ich jetzt auch wieder
g e s c h a f f t
 

Vielen Dank an Hubert !



Gschichtle 108:
"Immer wieder sonntags ……….."
 von Martin Weck
(17.10.09)
 

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