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1932 -2008

Zum Jubiläum der Emil-Kern-Hütte
Festrede vom Ehrenvorsitzenden des Schwarzwaldvereins Franz Müll,
gehalten bei der Hütte am 1.6.08

(7.6.08)



Eigentlich hätte ja wohl das 75jährige Jubiläum der Emil-Kern-Hütte schon vor einem Jahr gefeiert werden müssen.
Aber erst am letzen Sonntag, 1.6.08 - dem Wahlsonntag - feierte man.
Franz Müll hat mir seine Rede für eichwaelder.de zur Verfügung gestellt ! Vielen Dank !
Einige Bilder, die alle bereits irgendwo auf der Homepage veröffentlicht worden sind,
sollen die Festrede von Franz Müll ergänzen.

"75 Jahre Emil-Kern-Hütte
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Wanderfreundinnen und Wanderfreunde.
Vor einiger Zeit befand ich mich hier bei der Emil-Kern-Hütte und kam mit einer Frau aus Gelsenkirchen ins Gespräch, bis diese spontan sagte: "Hier möchte ich am liebsten den ganzen Tag stehen und schauen."


(Postkarte aus den 70ern)

Sie hat damit das ausgedrückt, was viele hier an der Emil-Kern-Hütte empfinden: den Blick schweifen lassen über unser liebliches Tal und den Fernblick genießen von unseren Schwarzwaldbergen bis hinüber über das Rheintal in die Vogesen im Elsass. Heute haben wir wieder einen besonderen Anlass, hier auf der Wolfin zu sein: wir feiern das 75jährige Bestehen der Emil-Kern-Hütte.
Oft wird man - gerade von jüngeren Leuten - gefragt: "Wer war eigentlich Emil Kern?" Nun, er war Sägewerksbesitzer und leitete als Vorsitzender den Schwarzwaldverein von 1913 bis 1938, also 25 Jahre. In seine Amtszeit fällt die Errichtung der Hütte im Jahre 1932. Bis sie an diesem Platz errichtet werden konnte, gab es einige Hindernisse zu überwinden.
Gestatten Sie mir deshalb, dass ich mir einige geschichtliche Bemerkungen zur Erbauung erlaube.
Vorläufer dieser Hütte hier war der Sundhalde Pavillon,


(Links oben der alte Pavillon - Gasthaus Badischer Hof - spätere Post)

der an der Stelle des heutigen Kriegerdenkmals auf der gegenüberliegenden Talseite stand und sich am Ende der 20er Jahre in einem maroden Zustand befand, den Alfons Duffner, der Verfasser unserer Ortsgeschichte, im Jahre 1929 mit folgenden Worten beschreibt:
"Der Sundhalde Pavillon war keine Zierde mehr für unser Tal.


(Der Blick vom Pavillon - 20er Jahre)

Die Frage wurde ventiliert: Abbruch oder Aufbau. Kann man sich die Sundhalde ohne Pavillon denken? Ist das längst geplante Kriegerdenkmal zu erwarten? Der Vorstand entschloss sich nach gründlicher Überlegung zum Neuaufbau. Die Gemeinde stellte unentgeltlich die Hölzer. Zimmermeister Peter Schmidt übernahm die Arbeit. Ausgaben 402,49 Mark. Nun steht er in neuem Gewand und soll doch wieder fallen. Das Kriegerdenkmal soll doch noch auf dem Platz errichtet werden. Gerne stellte die Ortsgruppe den Platz und mit ihm den Pavillon zur Verfügung.."
So weit Alfons Duffner in seinem Protokoll. Mit dem Bau des Kriegerdenkmals im Sommer 1930
war man sich in der Vereinsleitung in der Standortfrage für eine neue Schutzhütte im Klaren: sie sollte auf der gegenüberliegenden Talseite auf dem Wolfshügel erstellt werden. Aber da zu dem vorgesehenen Standort noch kein Weg führte, kam es wegen der Besitzverhältnisse zu Streitereien wie aus einem Zeitungsbericht vom 7.Mai 1931 zwischen den Zeilen zu lesen ist:
" Beim Kapitel "Wege " spielt das jüngste Kind, der Wolfinweg - es ist zwar noch nicht geboren – eine große Rolle. Dass der projektierte Weg die schönsten und aussichtsreichsten Stellen unsres Tales erschließen, dass er den sich hier aufhaltenden Erholungssuchenden Gelegenheit zu straubfreien Wanderungen in unmittelbarer Nähe des Orts bieten wird, das wird anerkannt, aber der Weg soll womöglich auf des Nachbars Grundstücke und mit tunlichst großer Schonung der eigenen Finanzen durchgeführt werden. An seinem schönsten Punkt soll eine Blockhütte, sich anpassend an das Landschaftsbild, erstehen. Die Finanzierung kann schon als gesichert gelten. "
"Ursprünglich hatte die Ortsgruppe den Plan, den schmalen Jägerpfad von der Wolfin zur Büchelbach als Fußweg auszubauen. Mit dieser Lösung wären auch die Grundstücksbesitzer einverstanden gewesen. In kluger Weitsicht entstand jedoch eine Weganlage von der Büchelbach über die Wolfin nach der Liehenbach, die in ihrer Anlage und ihrer Ausführung als die schönste des ganzen Tales bezeichnet werden kann," schreibt Alfons Duffner über die Einweihung der Emil-Kern-Hütte am 17.Sept. 1932.


(Neuerbaute Emil-Kern-Hütte, Postkarte 30er)

Für den Bau der Hütte war der Grundsatz maßgebend, dass sie solide, dauerhaft und in Form und Farbe der Landschaft angepasst sein sollte.
Die Pläne für die neue Hütte fertigte der im 2.Weltkrieg gefallene Max Hörth, Vater unseres Vereinsmitglieds Günter Hörth. Als erster Preisträger erhielt er beim Bauplanwettbewerb eine Vergütung von 20 Reichsmark. Die Maurerarbeiten übernahmen die Gebrüder Kohler vom Obertal, die Zimmerarbeiten wurden von Zimmermeister Heger aus¬geführt. Die Gemeinde konnte wegen der angespannten Finanzlage lediglich die Steine und das Holz liefern, außerdem übernahm sie die Fuhrlöhne und die Grabarbeiten. Die Baukosten beliefen sich für die Schwarzwaldvereinsortsgruppe auf 637,75 Reichsmark.

(Postkarte 50er)

Die Einweihung am 17.Sept. 1932 vollzog sich in der seinerzeit üblichen feierlichen, ja in manchen Teilen recht pathetischen und patriotischen Weise. Alfons Duffner beschreibt am Schluss seines Berichtes über die Einweihungsfeierlichkeiten den Zweck der Hütte mit folgenden Worten: "Droben steht die Emil-Kern-Hütte. Sie ist eine Ruhestätte für den Wanderer eine Schutzhütte für den Arbeiter in Feld und Wald, ein verschwiegenes Plätzchen - aber in Ehren - für das liebende Paar.."
Instandsetzungsarbeiten an der Hütte wurden in den Jahren 1965, 1974, 1983 und 1987- durchgeführt.
Wahrscheinlich hätte die Hütte in gutem Zustand noch manches Jahr überdauert, wenn sie nicht der Orkan "Lothar“ am 26.12.1999 aus den Verankerungen gerissen hätte, sodass sie deutlich bergwärts neigte. Aus Sicherheitsgründen musste sie für Besucher gesperrt werden. In außerordentlichen Sitzungen musste sich die Vorstandschaft  mit der Frage eines Abrisses mit anschließendem Neubau oder mit Restaurierung der vorhandenen Substanz beschäftigen.
Aus nostalgischen, aber auch aus Kostengründen entschied man sich für die Erhaltung der alten Hütte, schließlich hatten wir in unserem Verein genügend  „Leute vom Fach“, die bereit waren, ihr Wissen und ihr Können aber auch die Zeit für eine grundlegende Restaurierung der Hütte einzubringen. Am 29.Mai 2000 konnte mit den Arbeiten begonnen werden. Zunächst wurde die Hütte wieder „ins Lot gesetzt", mit Stahlsprießen abgesichert und die Verankerung aus dem Boden ausgegraben. Die alten Stützen und die quer verlaufenden Balken wurden bis zu einer Höhe von etwa 30 cm entfernt und durch ein Fundament aus Beton und Granit ersetzt. Im Rahmen dieser Arbeiten wurden auch die Sitzgelegenheiten und der Bodenbelag erneuert. Die Dacherneuerung begann am 7.August 2000.
Die alte Dachverkleidung musste abgenommen, morsche Holzteile durch  neue ersetzt und das Dach aufwändig mit Dachpappe, Kupfer und AWA- Schindeln verkleidet werden. Die Vereinsmitglieder wurden durch Arbeiter des Bauhofes tatkräftig unterstützt. Sie waren bei der Entsorgung des alten Dachgerüstes und bei der Anfuhr von Auffüllmaterial für die äußeren Anlagen sehr behilflich. Da die Gemeinde im Jahre 2000, ähnlich wie 1932, nicht auf Rosen gebettet war, konnte sie auch "nur" das Holz für den Wiederaufbau spenden. Ähnlich großzügig waren auch Malermeister Karl Nesselhauf, der das Gerüst zur Verfügung stellte, und Arnold Müller, der die Kupferbleche spendete.
Am 18.Sept.2000 war es dann soweit, dass die restaurierte Hütte vor einer kleinen Festgemeinde, angeführt Bürgermeister Jürgen Bäuerle, Pfarrerin Drape-Müller und Pfarrer Melzer, der Öffentlichkeit vorgestellt und übergeben werden konnte. Glänzende Augen hatten auch unsere Vereinsmitglieder Alfons Braun Arnold Waidelich, Heinz Schaufler, Matthäus Störk, Richard Reith, Erhard Meier, Ewald Kohler, Ewald Müller, Siegfried Kunzelmann und Arno Velten, als ihr gelungenes Werk, an dem sie rund 500 Stunden gearbeitet hatten, von allen Seiten gelobt wurde.

Wenn wir heute das 75jährige Bestehen der Emil-Kern-Hütte im Rahmen der Sternwanderung des Bezirks Hornisgrinde feiern, haben wir allen Grund zur Dankbarkeit gegenüber unseren Vorgängern im Schwarzwald¬verein, dass sie diese Hütte an einem der aussichtsreichsten Punkte unserer Heimatgemeinde erbaut haben, und  wir wollen hoffen, dass sich die nachfolgenden Generationen in friedlichen Zeiten genauso daran erfreuen können wie wir heute."


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Presseartikel vom BT am 3.6.08



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